von Petra Vujovic

Die Vergangenheit ist leichter zu konservieren als zu konsumieren.
Meine Gedanken säuern in meinem Kopf ein wie Gurken im Glas.
„Ich werde einen Film drehen, und er wird absolut großartig sein!“, dachte die begeisterte Superfrau, während sie unter dem fahlen Licht der Deckenlampe die Badewanne im Badezimmer schrubbte. Der Moment reiner Inspiration kam völlig spontan – irgendwo zwischen dem Entfernen hartnäckiger Kalkablagerungen am Wasserhahn und dem ersten Anzeichen von Rheuma im schmerzenden Gelenk ihrer rechten Hand. Trotz des pulsierenden Schmerzes in der Faust wurde mit jeder neuen Bewegung des Schwamms das Zweifache Ziel immer leichter erreicht – die Badewanne glänzte mit neuem Glanz, der nun betörend nach Natron und Alkoholessig duftete, und vor ihrem inneren Auge entstand die Eröffnungsszene ihres ersten Films, geboren aus den schädlichen Ausdünstungen von 400 ml Essig, vermischt mit einem Liter lauwarmem Wasser.
Während sich vor ihren juckenden und brennenden Augen das ganze Drehbuch entfaltete, erschien ihr der potenzielle Verlust des Sehvermögens oder mögliche Atemwegsprobleme als kleiner Preis, den sie für die Kunst zu zahlen bereit war!
Sobald sie das Badezimmer und die Toilette auf Hochglanz gebracht hatte, warf sie sich ins Feinschleifen ihrer neuen Filmidee! Die Handlung, die Charakteren, die Geschichte, der Ort, die Pointe? Sie spürte, wie mit den zunehmend heftigen Kopfschmerzen durch die chemischen Dämpfe auch ihre kreative Erregung wuchs. Der Reaktor kreativer Energie explodierte genau an jenem schicksalhaften Morgen, in dem sie über die Badewanne gebeugt den Abfluss reinigte. Sie spannte ihre Gehirnzellen an, verstärkt durch Fusion und Fission, um in kürzester Zeit zu einer Idee zu kommen, die sie auf planetarer Ebene berühmt machen würde. Und tatsächlich, während sie sich durch das stinkende Moor längst vergangener Erlebnisse kämpfte, fand sie die Inspiration für ihren Film!
Während andere Menschen in ihren Schränken Skelette aufbewahren, hortet die Superfrau in ihren Erinnerungen verweste Momente und gut konservierte Vergangenheit. Ganz unten in solch einem alten Schrank, wo Lavendel in duftenden Säckchen Motten und anderes Ungeziefer fernhält, warten ihre längst eingemotteten Erinnerungen darauf, dass sich wieder jemand an sie erinnert. Erinnerungen aus Naphthalin – And action!
Der süßliche Geruch eines freundlich gestimmten Vergessens befreite ihre Erinnerungen endgültig von unangenehmer Feuchtigkeit und Schimmel, verwandelte sie in ein marktfähiges Produkt: eine ergreifende Geschichte über eine Mafia-Abrechnung, besser bekannt unter dem Namen „Professors Breaking Bad“. Eine wahre Kontroverse… Diese Geschichte schlief schon lange unter ihrer Haut, ähnlich einem Juckreiz oder einer leichten allergischen Reaktion. Sie meldet sich ab und zu als Kribbeln in feinen Schichten der Epidermis, manchmal geschickt verborgen in den feinen Windungen ihres Nervengeflechts, mitgerissen von allgemeiner Euphorie des beschleunigten Blutflusses, nur um dann spielerisch an den pulsierenden roten Adern und kreisenden roten Blutkörperchen entlangzulaufen, als würde sie jemanden herausfordern…
Die Geschichte, die in ihr wächst, gleicht einer zähen Pflanze mit tiefen Wurzeln – einer Pflanze, die weder viel Licht noch Wasser oder Liebe braucht.