von Petra Vujović

Ich sitze auf dem Balkon. Die Sonne ist geizig und grell, aber ich brauche Vitamin D, deshalb bin ich nicht besonders wählerisch.
Die Kinder anderer Leute schreien, wenn sie die Straße entlanggehen. Ihr Weinen stört mich jedoch nicht, weil sie mich nichts angehen. Nur meine eigenen Kinder stören mich, und während sie in der Schule sind, bin ich in Sicherheit. Deshalb habe ich sie für Ganztagskurse angemeldet und nachmittags aufgegeben, einen Beruf auszuüben. Jetzt trinke ich nach der Arbeit in Ruhe Kaffee. Kleine Dinge wie diese sind wichtig.
Ich frage mich jedoch, wie ich das erste Jahrzehnt meiner Mutterschaft überlebt und es so weit geschafft habe?
In solchen Situationen brauche ich eine Zigarette, etwas Heißes und Giftiges zwischen meinen Fingern, um mich wieder zu konzentrieren. Ich verfluche den Tag, an dem ich nicht mit dem Rauchen angefangen habe.

Vor nicht allzu langer Zeit hat eine andere Freundin von mir ein Kind zur Welt gebracht. Sie fühle sich gut und das Baby sei bezaubernd, es schlafe nur und lächle dabei! Sie erzählt mir auch, sie könne im Moment nicht tippen, aber sie werde sich melden, sobald sie „mit dem Leben klarkommt“.
Da tut sie mir direkt leid, die Arme. Sie ahnt ja noch nicht, dass Mutterschaft keine Begegnung, sondern ein Abschied vom Leben, wie wir es kannten, bedeutet. Ciao, bella, ciao, ciao, ciao! … Und es war dieses „sobald“ in dem Satz, das sie verriet.
Denn der eigentliche Name für Mutter ist „Sie, Die Immer Auf Jemanden Oder Etwas Wartet“.
Eine schwangere Frau denkt, dass es das Schlimmste sei, schwanger zu sein, und kann es kaum erwarten, ein Kind zur Welt zu bringen. Die gebärende Frau denkt, dass es nichts Schlimmeres gibt als eine Geburt. Eine frischgebackene Mutter schluchzt wegen Schlaflosigkeit und Babykoliken und träumt von den ersten Schritten. Die Mutter des wandelnden Kindes lernt die Angst vor dem Tod und das Zittern vor Stürzen und Zerbrechen der niedlichsten Köpfen kennen. Die Mutter eines Kindergartenkindes träumt vom ersten Schultag und glaubt, spätestens dann aus dem Teufelskreis der ansteckenden Kinderkrankheiten, des Durchfalls, Fiebers und Homeoffice herauszukommen. Der Mutter des Schülers fällt es schwer, ihre Arbeit und die Schule ihres Kindes unter einen Hut zu bringen. Und dann noch das Warten auf den Abschluss, das College und den ersten bezahlten Job.
Wie gesagt, das Warten hat kein Ende.
In der Zwischenzeit kommt natürlich die Pubertät und mit ihr Aggression, Depression, Obsession, Verdrängung. Der Zyklus endet in dem Moment, in dem Sie erkennen, dass das Kind, das Sie zur Welt gebracht haben, jetzt ein Erwachsener ist, den Sie nicht mehr erkennen und der Sie nicht mehr braucht, und dass Sie die alte und müde Frau sind, der Sie widerwillig im Spiegel begegnen.
Wo liegt also das Problem?
Nun, das Problem liegt bei den Müttern, verdammt nochmal!
Und hier ist der Grund: Mütter haben kein Maß.
Während der Schwangerschaft saugen winzige „Parasiten“ eifrig das Leben aus uns, ihren Baby-Futterstationen. Und wenn sie endlich geboren sind, werden sie noch anspruchsvoller und fangen sehr schnell an, „die Grenzen auszutesten“, die es in Wirklichkeit nicht gibt, weil wir oft zu müde sind, sie überhaupt zu setzen, geschweige denn zu verteidigen.
All dies führt zu tiefer Frustration und einer allmählichen Schwächung des Körpers der immer pflegenden Mutter. Und doch ignorieren Mütter diese „kleinen Signale“ jahrelang erfolgreich und stürzen von Krise zu Krise, von einem Burn-out zum anderen, drittem, hundertviertem.
Das Ende der Phase der intensiven Mutterschaft treffen daher nur wenige Frauen „lebendig und gesund“. Sie müssen sich nur umschauen – die Welt ist voller erschöpfter Mütter, die „schuld“ sind, weil sie ihre Lieben mehr liebten als sich selbst.

Zum Glück nicht die Superfrau!
Ihre Gesundheit liegt ihr am Herzen, deshalb beschloss sie anlässlich des zehnjährigen Jubiläums ihrer heldenhaften Mutterschaft, einen Arzt aufzusuchen und sich ein wenig nach dem Allgemeinzustand ihres Körpers zu erkundigen. Es war eine Art medizinisches Geständnis. Sie bekannte alles, die Märtyrerin, jede gesundheitliche Sünde und Unterlassung, aus Angst vor dem Schlimmsten.
Also, wie viel habe ich noch übrig, Doktor?
Sie sind vollkommen gesund, meine Dame.
Wie ist das möglich, ich bin Mutter! Meine Tage sind gezählt!
Es tut mir leid, aber bei Ihnen ist alles in Ordnung.
Ich stehe unter Schock… Sind Sie wirklich sicher? Und die Tatsache, dass ich auf meinem linken Bein hinke? Das ist sicher wegen der Mutterschaft!

Das kommt, soweit ich hier sehen kann, vom Skifahren.
Und Migräne? Es ist alles Stress, nicht wahr? Und es gibt keinen schlimmeren Stress als mütterlichen Stress!
Doch gibt es… Wein, geräucherten Käse, Wurst, Zucker, Koffein, sagen wir mal.
Etwas enttäuscht und tief ungläubig ging Superfrau direkt nach Hause.
Wie sehen das die Freundinnen? Sie alle leiden unter Schlaflosigkeit, Vitaminmangel, Haarausfall, Dermatitis, Neurosen, Krampfadern und Rückenschmerzen.
Und was um alles in der Welt wird sie ihren Arbeitskollegen sagen? Ihre Kinder haben sie längst ruiniert!
Wie soll sie jetzt ihre mütterliche Selbstaufopferung und tiefe Hingabe unter Beweis stellen, wo sie noch so lebte, wo sie noch nicht einmal von den Qualen des Mutterseins ergraut ist?!
Und welche ehrliche Mutter verspielt nicht ihre Gesundheit und ihr Glück, indem sie sich um ihre Kinder kümmert, sich gnadenlos ärgert und jeden Schritt ihres Kindes wachsam beobachtet? So etwas kann nur eine Rabenmutter!
Sagen Sie mal, ist es jemals einer Mutter gelungen, sowohl ihre Gesundheit, Nerven als auch Pigmente in ihren Haaren zu bewahren? Pfui, Teufel, hoffentlich nicht!
Also, Untergang! Debakel. Scham…

Erstarrt in der glühenden Sonne schaut sie in die Ferne. Die Superfrau beginnt einen radioaktiven Gedankengang und erstickt fast an einem Schluck bitterem Kaffee: Und vielleicht sind es nicht die Kinder, die uns über den Rand stoßen? Vielleicht drängen wir uns selbst.
Das parallele Leben einer fürsorglichen Mutter und einer selbstbewussten Frau zu führen, scheint manchmal weitaus schwieriger zu sein, als nur eines von beiden zu führen, aber vielleicht ist es trotzdem der bessere Weg.
Die Art von Mutter zu sein, die Sie sich für Ihre Kinder wünschen, ist einfacher, wenn die Frau, die Sie im Spiegel sehen, Ihre persönliche Heldin, Ihr Lebenscouch, eine lebende Legende, eine wahre Schönheit, Ihre beste Freundin oder einfach – die Frau Ihres Lebens ist.
…es ist an der Zeit, dass ich mit dem Rauchen anfange. Rauchen tötet sicherlich, wenn nicht die Kinder.
